Hohenfrieder Holzmöbel aus sozialer Manufaktur für den Kinder- und Jugendhilfe Linzgau e.V.
Bayerisch Gmain. Mit viel Fingerspitzengefühl und sanftem Druck gleitet Schleifpapier über das Kopfteil eines zukünftigen Buchenholz-Bettes. Der dadurch aufgewirbelte Staub verbreitet den intensiven Geruch von frisch aufgeschnittenem Holz. Der junge Mann, in dessen Hand das Schleifpapier gleichmäßig über das Holz kreist, freut sich: „Solche Aufträge haben wir nicht so oft. Normal stellen wir unsere eigenen Produkte her. Aber das ist jetzt schon etwas Besonderes.“
Etwas „Besonderes“ deshalb, weil der junge Mann nicht in einer gewöhnlichen Schreinerei Möbel für einen x-beliebigen Kunden herstellt, sondern in den Hohenfrieder Werkstätten – einer anerkannten Werkstatt für Menschen mit Behinderung (WfbM) – arbeitet und Kinderzimmermöbel für einen Auftraggeber mit sozialem Hintergrund herstellt.
Menschen mit erhöhtem Assistenzbedarf durch individuelle Betreuung und Begleitung einen geeigneten Arbeitsplatz anbieten zu können und somit Teilhabe an der Ressource Arbeit und Einkommen schaffen zu können, das ist die Aufgabe der Hohenfrieder Werkstätten. Alle Produkte werden dort in rein kunsthandwerklicher Arbeit von den dort lebenden und arbeitenden Menschen hergestellt. So auch das Buchenholzbett für den Auftraggeber „Kinder- und Jugendhilfe Linzgau e.V.“
Sieben voll ausgestattete Kinderzimmer hat die soziale Einrichtung in Hohenfried in Auftrag gegeben. Die neuen Möbelstücke sind für die in Lindau am Bodensee neu entstehende heilpädagogische Wohngruppe für Kinder und Jugendliche vorgesehen. Die Schränke für die Kinderzimmer sind in Kooperation mit den Oderberger Werkstätten der Chiemgau-Lebenshilfe-Werkstätten gGmbH entstanden.
Ein Kinderzimmer besteht aus einem Bett, einem Schrank, einem Nachtkästchen, Stühlen und einem Schreibtisch. „Wir verwenden dafür ausschließlich hochwertige und ökologische Materialien, die frei von Schadstoffen sind. Gemeinsam mit unseren 13 Betreuten in unserer Holzwerkstatt wurde das Projekt beim Start gemeinsam besprochen. Wir versuchen, jeden Betreuten immer ganz nach seinen individuellen Fähigkeiten in den Arbeitsprozess einzubinden“, erklärt der Leiter der Hohenfrieder Holzwerkstatt. Der Startschuss des Möbel-Projektes war Ende April 2021 – bis zur geplanten Fertigstellung im Juli 2021 wird fleißig Holz zugeschnitten, geschliffen, geölt, verleimt und zusammengebaut.
Dabei stehen der Leiter der Holzwerkstatt und ein weiterer Mitarbeitender, welcher sich derzeit noch in Ausbildung befindet, den Betreuten zu jeder Zeit zur Seite: „Wir unterstützen allumfänglich, sind immer mit dabei und motivieren unsere Leute. Wir können nur loben: Alle arbeiten klasse mit, sodass das große Projekt bald erfolgreich abgeschlossen ist!“ Trotzdem gab es auch Hürden und Herausforderungen: Das Zusammenbauen der einzelnen Teile eines Möbelstückes stellt oftmals für die Beschäftigten in der Holzwerkstatt eine gewisse Schwierigkeit dar. Es ist eben nicht so leicht, sich räumlich das fertige Produkt im Kopf vorstellen zu können. Natürlich sind auch hier die beiden Mitarbeitenden zur Stelle und unterstützen im Arbeitsprozess.
Auch die Auftraggeber, die Kinder- und Jugendhilfe Linzgau e.V.“ freuen sich auf die Fertigstellung: „Wir haben uns bewusst für massive Vollholzmöbel aufgrund deren Langlebig- und Nachhaltigkeit entschieden. Da sich unsere neue Wohngruppe Lindau in Bayern befindet, wollten wir auch unbedingt eine Bayerische Werkstatt für Menschen mit Behinderung, welche uns die Kinderzimmermöbel anfertigt. Mit den Hohenfrieder Werkstätten in Bayerisch Gmain sind wir fündig geworden und freuen uns über diese tolle Kooperation.“
Fotos: In seinem halbjährlich erscheinenden Journal „Wir im Linzgau“ hat der Kinder- und Jugendhilfe Linzgau e.V. über das gemeinsame Projekt berichtet – über diese Kooperation freuen wir Hohenfrieder*innen uns sehr!
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