Hohenfried feiert 75. Jubiläum
Vorständin Laura Kaa blickt auf das Festprogramm und die künftigen Hürden der Einrichtung
18.09.2025
Bayerisch Gmain – Haus Hohenfried feiert am Freitag, 19 September, Jubiläum: Die Einrichtung in Bayerisch Gmain wird 75 Jahre alt. Mit der Heimatzeitung wirft Vorständin Laura Kaa einen blick in die Chronik, erklärt, wie sich Hohenfried weiter entwickeln könnte und was am Festtag geplant ist.
Das Gelände von Hohenfried ist schon seit rund 2500 Jahren besiedelt. Einst ließen sich Kelten nieder. Davon zeugen Grabhügel auf dem Gelände. “Dieser Ort hat bis heute eine ganz eigene, fast schon magische Ausstrahlung”, heißt es in der Chronik. Ähnlich wie das Teufelsloch im Lattengebirge gibt es auch auf Hohenfried geologische Besonderheiten. Zweimal im Jahr ist noch heute auf dem keltischen Grabhügel ein solches Natur-Schauspiel zu beobachten. An wenigen Tagen im November und Januar öffnet sich das “Sonnenauge der Agnes”.
“Villa Hohenfried” Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut
Die Geschichte von “Hohenfried” beginnt Anfang des 20. Jahrhunderts. Alfred Knapp aus München baute auf dem Gelände des Schneiderbauern ein haus, das er “Villa Hohenfried” nennt. Über Walter Deul landet das Anwesen im Besitz von Friedrich Elder von Braun – einem hochrangigen Politiker. Dessen Tochter heiratete wiederum Hans Egenolf Freiherr Roeder zu Diersberg. Phöbe Freifrau Roeder von Diersburg gründete 1926 das Töchterheim Hohenfried. Fortan tummelten sich rund zwei Dutzend junge Mädchen auf dem Gelände der Haushaltungsschule. Im August 1943 wurde Hohenfried beschlagnahmt und zum Kinderlandsverschickungslader umgerüstet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Hohenfried als Unterkunft für polnische und estnische Flüchtlinge genutzt. Phöbe Freifrau Roeder von Diersburg beantragte anschließend eine Konzession für ein Kindersanatorium. Das “Sanatorium für körperlich und seelisch kranke Kinder” eröffnete 1948. Im September des folgenden Jahres verpachtete sie das Heim an Luise Schweiker, die Hohenfried bis 1981 führte. Zur gleichen Zeit wurde auch der Verein “Heil- und Erziehungsinstitut für seelenpflegebedürftige Kinder Haus Hohenfried” gegründet. 1952 kaufte Luise Schweiker mit Klara Süsser und Dr. Franz Gereth Haus Hohenfried, das Anwesen ging später in das Eigentum des Vereins über. Der Schaffelpoint-hof – ein Gutshof am südlichen Ende der Anlage – wurde gekauft und mehrere Häuser und eine neue Schule gebaut. Nach ihrem Ruhestandseintritt im Jahr 1981 übernahm ihr Mann Rudolf Schweiker die Leitung von Luise. Unter Stephan Weber wurde 2005 das Haus Lura-Jane-Addams, 2011 der Zentraltrakt und 2013 die neuen Werkstätten und das Haus der Begegnung gebaut. Damit erhielt Haus Hohenfried sein heutiges Aussehen. 2018 übernahmen Astrid Kreuzer und Nikolaus Perlepes die Leitung, bevor 2023 zu nächst Chris Siedler und 2025 Laura Kaa durch den Beirat als Vorstand berufen wurden. Seit dem letzten Baumaßnahmen sind die Zahlen von Bewohnern und Mitarbeitern in etwa gleichgeblieben, erklärt Kaa. Demnach werden knapp 200 Bewohner von rund 280 Beschäftigten betreut. In den Werkstätten gibt es 120 Arbeitsplätze. Neben Förderschule findet sich auf dem Gelände ein Landwirtschaftsbetrieb mit etwas 35 Hektar Land wieder.
Bedarf ist groß, der Platz ausgeschöpft
Laura Kaa ist seit 2022 in Haus Hohenfried “Ich komme aus der Pädagogik”, erzählt die 40-jährige gebürtige Fränkin. Derzeit macht Kaa ihren Betriebswirt, um auch die wirtschaftlichen Aspekte von Haus Hohenfried überblicken zu können. Nach einem Lehramts-Studium hat sie eine Ausbildung als Erzieherin angeschlossen. Zuletzt arbeitete sie als Einrichtungsleitung eines Pilotprojekts in Verbindung mit Landwirtschaft in der Oberpfalz. 2022 folgte der Wechsel nach Bayerisch Gmain – zunächst in die Stabsstelle Gewaltprävention und Krisenintervention. Sie agierte nach dem Wechsel in die Verwaltung zudem als “rechte Hand” von Vorstand Chris Siedler, sagt Kaa. Die Trennung von Siedler sei aufgrund verschiedener Ansichten bezüglich der operativen Ausgestaltung vom Beirat vollzogen worden. Über weitere Details haben die Beteiligten Stillschweigen vereinbart. Laura Kaa will in ihrer Amtszeit als Vorständin Stabilität, Klarheit und Sicherheit vermitteln. “Der Bedarf ist groß, unsere Kapazitäten sind aber ausgeschöpft”, weist Kaa auf ein Problem hin. Neubauen ginge nicht, “der Bebauungsplan gibt nicht mehr her”. Die Altersquote unter den Bewohnern der Einrichtung steigt. “Wir müssen ein Angebot entwickeln, um allen gerecht zu werden”, sagt sie – und spricht Konzepte wie Alterswohnen an. Ein Problem der älter werdenden Bewohner: In naher Zukunft können nicht mehr alle Arbeitsplätze der Werkstätten besetzt werden. Daran hängt unter anderem die Förderquote durch die Regierung von Oberbayern. Schaffung von Wohnraum – “wie auch immer das aussehen wird” – sieht Kaa deshalb als eines der großen Themen für Haus Hohenfried.
Tag der offenen Werkstätten und Theateraufführung
Unter Chris Siedler hat sich Haus Hohenfried vor allem in Richtung der Gemeinde Bayerisch Gmain geöffnet. Diesen Kurs will Laura Kaa weiterführen. Im Winter steht etwas ein gemeinsamer Christkindlmarkt an. Kooperationen gibt zudem mit Großgmain. Deren Schule wird mit Lebensmitteln aus dem Hohenfried- eigenen Anbau beliefert. Das höchste Gut sind laut Laura Kaa aber die Mitarbeiter: Mit Weiterbildungen – auch zur Persönlichkeitsentwicklung – will sie ein Umfeld schaffen, in dem die Angestellten langfristig arbeiten. Schon in den vergangenen Jahren wurden die Verträge deshalb an den TVöD angelehnt. Das Jubiläum feiert Haus Hohenfried mit mehreren Aktionen. Von 10 bis 16 Uhr findet ein Tag der offenen Werkstätten statt. Ab 11 Uhr gibt es zudem Führungen durch Gärtnerei und Landwirtschaft. Für geladene Gäste ist ab 15 Uhr ein Festakt geplant, bevor – wieder öffentlich – eine Theateraufführung um 17 Uhr im Festsaal den Tag beschließt. Währenddessen werden Besucher mit einem musikalischen Rahmenprogramm unterhalten.